Buchtipps - Roman

Birgit Vanderbeke
Wer dann noch lachen kann
Ein Buchtipp von
Eva Braun
„Natürlich sind wir inzwischen digitalisiert, und möglicherweise weiß Ihr Kühlschrank was Ihnen fehlt … Es hilft aber nichts: Es gibt nur einen einzigen Menschen, der für Sie denken und auf Sie aufpassen kann. Das sind Sie.“
Karline lernt schon sehr früh auf sich selber aufzupassen, denn mit ihren Eltern hatte sie ein wenig „Pech“. In den frühen 60er Jahren flieht ihre Familie aus dem Osten und ist vorübergehend in einem Flüchtlingslager untergebracht. In der nach außen hin tadellosen Familie setzten die Eltern alles daran, am Aufschwung teilzuhaben. Das kleine verträumte Mädchen ist da oft eine Last. Die Ehe der Eltern ist zerrüttet. Vom liebevollen, aber gewalttätigen Vater wird Karoline jahrelang geschlagen und misshandelt. Die Mutter betäubt sich mit Tabletten und schaut weg – sie geht dann in die Küche und dreht das Radio lauter … Karoline hat nur sich selbst und flüchtet sich in Phantasiewelten. Eines Abends taucht ein „Mikrochinese“ auf dem Globus in ihrem Kinderzimmer auf und ermutigt das Mädchen, ihm alles zu erzählen …
Zeitsprung: als bei der erwachsenen Karoline nach einem Verkehrsunfall die Schmerzen nicht aufhören wollen, begibt sie sich in die Hände von Monsieur Mounier. Durch seine erstaunliche Therapie – Mikrokinesie – findet sie Zugang zu ihrer verdrängten Vergangenheit und ist augenblicklich geheilt.
Vanderbekes Sprache ist überaus kunstvoll und Vergangenheit und Gegenwart sind virtuos miteinander verwoben. Birgit Vanderbeke tut in ihrem autobiographischen Roman das, was ihr Onkel Winkelmann damals im Flüchtlingslager, als sie selbst noch ein kleines Mädchen war, ans Herz legte: Immer ganz genau hinschauen.
Ein unglaubliches Buch.
(Eva Braun)
Piper Verlag, 10,00 Euro
(inkl. MwSt., versandkostenfrei, Lieferzeit: ca. 2 Tage)
ISBN 978-3-492-31421-3
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