Buchtipps - Roman

Ralf Rothmann
Im Frühling sterben
Ein Buchtipp von
Katharina Blencke-Dörr
Die beiden siebzehnjährigen norddeutschen Melker Walter und Friedrich, eng befreundet, geraten im Frühjahr 1945 in eine perfide eingefädelte Zwangsrekrutierungsaktion der Waffen-SS. Walter hat zunächst Glück: Er wird als Fahrer in einer Versorgungseinheit in Ungarn eingesetzt. Eine tragische Ironie des Schicksals: Als Friedrich, der Frontsoldat, desertiert und gefasst wird, gehört ausgerechnet Walter dem Erschießungskommando an…
Dass kein Krieg jemals zu Ende ist, wie Rothmann in einem Interview konstatierte, wird unmittelbar deutlich in den Schilderungen aus Walters Nachkriegsleben. Rothmann hat seinem Protagonisten wichtige Charakterzüge seines eigenen Vaters mitgegeben, dessen Schweigen und nahezu undurchdringliche Traurigkeit den Sohn unmittelbar beeindruckten: „Wir gleichen uns vom Naturell her, haben beide ein melancholisches Temperament. Deshalb war es nicht so schwer, mir vorzustellen, wie es damals für ihn war.“ (Rothmann).
Und dass die Traumata der Eltern auch auf die nachfolgende(n) Generation(en) übergehen, offenbart der Erzähler im Roman als Alter Ego des Autors.
Dieses Buch ist ein großartiges Stück Literatur und ein beeindruckender, erhellender Beitrag zur Verständigung zwischen den Generationen zum Thema Krieg.
Suhrkamp Verlag, 9,99 Euro
(inkl. MwSt., versandkostenfrei, Lieferzeit: ca. 2 Tage)
ISBN 978-3-518-46680-3
Weitere Buchtipps Roman